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Weiblich geführte Beziehung

Weiblich geführte Beziehung – Ist nicht so wie ich es mir dachte!

Weiblich geführte Beziehung - Ist nicht so wie ich es mir dachte!

Neulich wurde ich gefragt, was eine weiblich geführte Beziehung ist. Ich habe aus meinem Verständnis heraus geantwortet und bin dann sehr schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen. Doch die Frage, was eine weiblich geführte Beziehung ist, liess mich nicht mehr los.

Aber eins nach dem andern.

Zuerst der allgemeine Begriff „Weiblich geführte Beziehung“ wie er meistens verstanden und erklärt wird. Meine Definition kommt etwas später.

Was ist eine weiblich geführte Beziehung?

Für manche Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen, ist die weiblich geführte Beziehung (englisch Female Led Relationship oder Femdom) ganz einfach eine Beziehung, in der die Frau „die Hosen an hat“, also bestimmt, wo es lang geht. Ganz gleich, ob es um Kindererziehung, die Familien-Finanzen, den Wohnort, das Urlaubsziel oder um Sex geht, „sie“ bestimmt und er genießt das.

Wenn man es so betrachtet, dann gibt es wahrscheinlich viele weiblich geführte Beziehungen, und es hat sie auch früher schon gegeben als noch niemand den Begriff kannte. Nur war es früher alles andere als männlich, sich von seiner Partnerin führen zu lassen, und so mussten die dominanten Frauen in der Öffentlichkeit immer eine Rolle spielen, die sie in der Beziehung gar nicht wirklich hatten.

Wahrscheinlich aber ist eine weiblich geführte Beziehung viel mehr als die Umkehr des Rollenbildes in der Beziehung zwischen Mann und Frau. Sie ist auch viel abgestufter. Frauen, die in einer Paarbeziehung führen, sind nicht automatisch die Peitsche schwingende „Herrinnen“ und Männer, die sich freiwillig führen lassen keine „Sklaven“, obwohl auch das natürlich vorkommt.

Welche Stufen der weiblich geführten Beziehung gibt es?

Stufe 1

In dieser Stufe denkt die Frau gar nicht über eine solche Form der Beziehung nach, sie versucht nur ansatzweise ihn ohne ausgesprochene Anweisungen in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken. Sie lässt ihn zum Beispiel Haushaltsarbeiten erledigen, wenn er das will, und er darf sie auch ein wenig verwöhnen.

 Stufe 2

Hier hat die Frau schon von FLR gehört oder gelesen. Sie gibt jetzt offensiver den Ton an, gibt dem Mann bewusst Aufgaben und nimmt die Verwöhnungen als selbstverständlich an.

 Stufe 3

Ist eigentlich die offizielle FLR und sie entspricht im Grunde tatsächlich dem umgekehrten Rollenbild. Total weiblich geführte Beziehungen werden von Frauen mit Fantasie und gleichzeitig Kontrollbedürfnis ganz bewusst geführt. Sie wissen wie sie den Partner führen, beglücken oder auch bestrafen können. Der Mann ist unterwürfig und muss die Frau in allen Belangen verwöhnen. Aber umgedreht verwöhnt sie ihn natürlich auch, weil es sich ja um eine Liebesbeziehung handelt und nicht um ein SM-Rollenspiel.

Trotzdem hat die Frau die Führung in einigen oder allen Bereichen übernommen, die Fachleute als die 5 Food Groups bezeichnen. Das sind: Die Lebensplanung, die Finanzen, der Haushalt, die Freizeitgestaltung und das Sexualleben als Paar. 

Der Sex in der weiblich geführten Beziehung

Natürlich eignet sich nicht jede Frau zur „Domina“ und lässt sich die Stiefel lecken oder schwingt die Peitsche und deshalb werden das die meisten Frauen auch in weiblich geführten Beziehungen nicht tun. Aber sie werden bestimmen, ob Sex oder kein Sex, wo, wie, wie oft und wie lange und auch das ist letztlich etwas, was viele Frauen tun auch wenn sie den Begriff dafür noch nicht kennen.

Ist die weiblich geführte Beziehung Top oder Flop?

Das kann man nicht generell beantworten, denn es kommt auf beide Partner an, wie sie eine solche Beziehung empfinden. Fest steht nur: Abnormal ist dieses Beziehungsmodell keinesfalls.

Es funktioniert sogar sehr gut, wenn der Mann keine Führungspersönlichkeit ist oder Führung nur im Beruf aber nicht im Privatleben übernehmen will. Andererseits gibt es aber auch viele Frauen, die sich „an die starke Schulter des Mannes“ anlehnen und ihn alle Entscheidungen überlassen wollen. Für die wäre die FLR kein Erfolgsmodell.

Eigentlich geht es doch vor allem darum, in einer Partnerschaft die wichtigen Themen offen zu diskutieren, die Beweggründe und Wünsche des Partners/der Partnerin zu erkennen und zu erfüllen, ohne dabei die eigenen Bedürfnisse ständig zu unterdrücken.

Soweit die Erklärung wie der Begriff „weiblich geführte Beziehungen“ im heutigen Fachverständnis lautet.

Hier ist meine Antwort auf die Frage, was eine weiblich geführte Beziehung ist:

 Unter einer weiblich geführten Beziehung verstehe ich eine Beziehung, die auf weiblichen Attribute basiert: Intuition, Weisheit, Weichheit, Sensibilität, Verletzlichkeit, Fürsorge und Liebe.

 Die Vorstellung einer Beziehung, die von beiden Partnern so geführt wird, fühlt sich für mich einfach gut an. Als Paar- und Eheberater versuche ich seit Jahren den Paaren, die zu mir in die Praxis kommen, ein Bild von einer Beziehung zu vermitteln, die diese Attribute enthält.

 Alle diese Attribute sind für mich ein Inbegriff von „Fühlen“. Und genau das ist es, was wir in unserer Zeit zu wenig tun. Wir denken zu viel und fühlen zu wenig. Dabei ist das Gefühl, das wir durch unseren Körper wahrnehmen können, meiner Meinung nach der einzige wahre Zugang zu unserem Selbst, zu unserem Herzen und somit zu der Liebe.

Emotionen bestimmen unser Handeln, vor allem dann, wenn wir von Emotionen berührt werden und die Ratio nicht mehr im Griff haben. Es ist nicht in erster Linie unser Verstand der uns aggressiv oder liebevoll auf eine Frage oder Bemerkung antworten lässt. Es sind die Gefühle, die durch die Frage oder den Fragenden ausgelöst wurden. 

Bei einer Weiterbildung, die ich besucht habe, hat der Dozierende es sehr treffend zusammengefasst:

Das was in unserem Leben wirklich zählt und bedeutsam ist, passiert meistens Hals abwärts, also nicht in unserem Verstand.

Darum ist eine weiblich geführte Beziehung nach meinem Verständnis nicht ein umgekehrtes Patriarchat bzw. Matriarchat. Sie basiert nicht auf Machtverhältnissen und Ordnung, sie basiert auf einer gleichwürdig geführten Beziehung zwischen zwei Menschen, die über ihre Gefühle nachdenken und diese offenlegen können. Damit ergibt sich auch automatisch, dass mal der eine, dann der andere Partner dominanter ist und die Führung für eine bestimmte Situation oder Zeitspanne übernimmt.

Ein Paar dass Intuition, Weisheit, Weichheit, Sensibilität, Verletzlichkeit, Fürsorge und Liebe in der Beziehung aufleben lässt, ist auf dem besten Weg ein glückliches Paar zu werden. Das genau ist mein Verständnis von einer weiblich geführten Beziehung.

Ihre
Sara und Peter Michalik


Foto: © Photographee.eu

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