Wie lernt man sich selbst zu lieben

Ich liebe mich so wie ich bin! - Wie lernt man sich selbst zu lieben?

Ich finde mich toll!

Ich bin stolz auf mich!

Ich bin hübsch!

Ich bin liebeswürdig!

Ich liebe mich, so wie ich bin!

 Wie leicht fällt es Ihnen, diese Sätze laut über sich selber aufzusagen?

Versuchen Sie es mal!

Glauben Sie auch was Sie sagen?

Oder meldet sich eine Stimme, die Einwände gegen diese Aussagen hat? Ein: „Ja, aber…“, welches gerade auch noch eine kritische Seite hervorhebt?

Wie lernt man sich selbst zu lieben?

Sehr vielen Menschen fällt es leichter kritische oder negative Dinge über sich selber zu sagen oder denken als positive. Die wenigsten Menschen äussern laut ein Lob über sich.

Und selbst wenn man sich vornimmt am Abend mal die schönen Seiten hervorzuheben und darüber nachzudenken, was man alles geschafft hat, fällt vielen von uns eher ein, was wir alles falsch oder „zu wenig gut“ gemacht haben.

Ja, der selbstkritische Anteil meldet sich bei vielen Menschen sehr rasch zu Wort! 

Man soll bescheiden sein!“ das ist eine erstrebenswerte Tugend. Und: „Menschen, die hervorheben wie toll und schön sie sind, sind entweder Narzissten oder Egoisten!“

Wie lernt man sich selbst zu lieben?

Wie verrückt ist denn das? Menschen, die sich selber annehmen und lieben für Narzissten oder Egoisten zu halten? Nicht nur Fachpersonen wissen, dass das so nicht stimmen kann.

Und dennoch hat eine grosse Mehrheit von uns irgendwo tief in sich diese leise (oder laute?) kritische Stimme, die vor allem dann aktiv wird, wenn wir (allzu) positiv über uns selber sprechen oder denken.

Mir persönlich ging vor Jahren ein Licht auf, als mich ein erfahrener Mentor auf meine beinahe schon selbstzerstörerische, selbstkritische Seite aufmerksam machte. Er wies mich unter anderem darauf hin, dass ich den Bibelspruch „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Mt 22,39) völlig falsch verstanden habe.

Ich habe immer den Fokus auf „den Nächsten“ gelegt. Ich soll meinen Nächsten lieben. Dann wird alles gut, dann mach ich es gut, dann bin ich gut – so etwa waren meine Gedanken. Aber wie lernt man sich selbst zu lieben?

Dieser Mentor hat mich aber in einer persönlichen Krise sehr direkt konfrontiert: Wie kannst du meinen, du kannst deinen Nächsten lieben, wenn du nicht mal dich selber lieben kannst? Diese Kritik tat weh – hatte ich doch bisher vor allem diese Seite, die sich so gerne für andere aufopferte an mir geliebt.

Denn aus dieser Haltung schöpfte ich letztlich meinen Selbstwert: Ich bin gut, weil ich für andere gut bin. Ich bin liebenswürdig, weil andere lieben, was ich für sie tue.

Wie lernt man sich selbst zu lieben?

Der erste Gedanke nach dieser barschen Kritik: Ich mach alles falsch. Und da war er dann auch schon wieder, der selbstkritische, selbstablehnende Gedanke. Ich hörte also auch hier zuerst wieder nur die Kritik heraus.

Diese kritische Stimme war zunächst auch sehr hartnäckig und erfolgreich beim Verdrängen der eigentlichen Botschaft: Du darfst … NEIN, du musst dich selber lieben!

Sich selber lieben, so wie man ist. Ohne dass man etwas (für andere) tut oder nicht tut. Unabhängig von Leistung, Engagement, Aussehen, … Bedingungslose Liebe?!

Letztlich waren es verschiedene (teilweise auch sehr persönliche) Erkenntnisse, die mir durch diese „neue Sichtweise“ aufgingen. Viele Erfahrungen habe ich auch Dank und mithilfe meiner kleinen und grossen Klienten sammeln können.

Einige möchte ich hier aufzeigen:

  1. Wir (viele Menschen) schöpfen unseren Selbstwert sehr oft aus unserer Leistung und direkten Rückmeldungen anderer Menschen. Sind wir nicht oder wenig erfolgreich oder kriegen wir kein oder zu wenig Feedback leiden wir. Es ist daher umso wichtiger, dass wir unseren Wert unabhängig von Erfolg und Leistung kennen! Jeder Mensch ist so wie er ist wertvoll!
  2. Mit sich selber zufrieden und stolz zu sein, unabhängig von Leistung (Arbeit, Erfolg) gelingt vielen Erwachsenen unserer Zeit eher schlecht.
  3. Wir können daran „arbeiten“ (auch das ist Arbeit! Aber eine innerliche, selbstbezogene Arbeit) sich selber anzunehmen und stolz auf sich selber zu sein.
  4. Auch wenn man es selber (zunächst) nicht glauben kann, es ändert sich bereits etwas, wenn man es immer wieder (z.B. als inneres Mantra jeden Abend im Bett) ausspricht und daran denkt. Auch das Aufschreiben von schönen Erlebnissen und persönlichen Erfolgen macht stolz und glücklich. Die Kraft der Positiven Psychologie ist im Buch „Flourish – Wie Menschen aufblühen: Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens*“ von Martin Seligman gut beschrieben.
  5. Wenn man hartnäckig daran arbeitet, gegen selbstkritische Stimmen ankämpft und all das positive an sich selber hervorhebt, wird sich etwas ändern.
  6. Das Lebensgefühl ist bedeutend besser.
  7. Und: Man kann sich auch dann selber lieben, wenn man als Kind kaum je positive oder bedingungslose Wertschätzung (C. Rogers) bekommen hat. Hilfreich kann sein, wenn man als erwachsene Person zuerst das eigene innere Kind (Bedürfnis nach Zuwendung) in sich annimmt und lieb gewinnt. Oder wenn man die Liebe von anderen Menschen erfährt und weiss, dass man darauf vertrauen darf.

Wie lernt man sich selbst zu lieben?

Heute, als Mutter wird mir die Bedeutung dieser Worte bewusster denn je. Einerseits weil ich mir nichts mehr wünsche, als dass sich meine eigenen Kinder toll finden und sich selber annehmen können.

Andererseits weil ich mir auch meiner Vorbildhaltung sehr bewusst bin. Man kann nicht Wein predigen und Wasser trinken (wenn ich mir erlauben darf eine weitere biblische Redewendung anzufügen).

Ihre

Sara Michalik


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