Kein Sex in der Beziehung

Kein Sex in der Beziehung? – Es gibt einen Weg, das zu ändern

Kein Sex in der Beziehung zu haben, ist für viele Menschen ein Alarmzeichen und sorgt häufig für „atmosphärische Störungen“. Meist macht sich dann zumindest einer der beiden Partner ernsthafte Sorgen um den Zustand der Beziehung.

Doch vom fehlenden Sex gleich auf das Ende der Beziehung zu schließen, ist in den meisten Fällen ebenso verfehlt wie der Versuch, das Thema totzuschweigen oder mit dem Argument kleinzureden, es komme für eine harmonische Beziehung schließlich nicht nur auf Sex an oder Sex sei gar nicht so wichtig.

Tatsächlich ist die Situation meist viel komplexer, und es lohnt sich, den wahren Ursachen auf den Grund zu gehen.

Zunächst einmal ist es hilfreich, den Blick nicht nur allein auf sich selbst und auf die eigene Beziehung zu richten, sondern den Fokus etwas zu erweitern.

Denn wer sein eigenes Problem einem größeren Kontext einordnen kann, dem fällt es meist auch leichter, damit umzugehen und nach Lösungen zu suchen.

KEIN SEX IN DER BEZIEHUNG – KANN VIELE GRÜNDE HABEN

Tatsächlich ist es so, dass die Intensität und Häufigkeit von Sex in vielen Beziehungen im Laufe der Zeit abnimmt. Doch die Ursachen dafür sind ebenso unterschiedlich und vielfältig, wie die Schlussfolgerungen, die sich daraus ziehen lassen.

In einigen Fällen mag es sein, dass beide Partner nach einer ersten Phase der Verliebtheit das Interesse aneinander verlieren und feststellen, dass sie nicht so gut miteinander harmonieren wie anfangs gedacht.

In anderen Fällen ist es schlicht und einfach der Stress des Alltagslebens, der die Erotik immer mehr zu kurz kommen lässt.

Vor allem bei Berufstätigen mit Kindern trifft das häufig zu.

Auch gesundheitliche Probleme, Genussmittel- und Drogenkonsum oder Probleme in anderen Lebensbereichen – wie etwa im familiären Umfeld oder im Beruf – sind mögliche Gründe dafür, dass Paare immer seltener Sex miteinander haben.

Das bedeutet, dass es sehr hilfreich sein kann, wenn man dem nachgeht, warum die Häufigkeit nachgelassen hat und dann zuerst auf die vordergründigen Probleme eingeht.

Liegt das Hauptproblem (wie so oft) beim Stress im Alltagsleben, können wir das Buch „Stark gegen Stress. Mehr Lebensqualität im Alltag“ von Christine Klingler Lüthi* und Guy Bodenmann* empfehlen.

Optimal ist, was beide Partner als optimal empfinden

Grundsätzlich gibt es keine allgemeingültige Regel für die optimale Häufigkeit von Sex in einer Beziehung. Optimal ist vielmehr jeweils das, was beide Partner als optimal empfinden.

Das kann in einigen Fällen durchaus bedeuten, mehrmals täglich miteinander Sex zu haben, während Sex in anderen Fällen relativ selten ist.

Problematisch wird es in der Regel immer dann, wenn die Bedürfnisse beider Partner zu weit auseinanderliegen. Wenn ein Partner sich nach Erotik und körperlicher Nähe sehnt und diese in der Beziehung nicht bekommt, wird sich über kurz oder lang eine Unzufriedenheit einstellen, die die Stabilität der Beziehung insgesamt untergraben kann.

Deshalb ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, ob kein oder nur wenig Sex stattfindet, weil beide es so wollen, oder ob vielmehr andere Gründe dazu führen, während die Lust auf Sex durchaus vorhanden ist.

Wer sich nicht rechtzeitig selbst darüber Gedanken macht, wird möglicherweise irgendwann von seinen eigenen Gefühlen überrascht, wenn eine andere Person auftaucht, die plötzlich die bereits verloren geglaubten Gefühle und Bedürfnisse wieder neu entfacht.

Kommt es dann zum Seitensprung, kann das schnell das Ende der ursprünglichen Beziehung bedeuten.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass Sexualität viel mehr ist als einfach miteinander zu schlafen. Und das Bedürfnis nach Nähe und Kontakt, nach Geborgenheit und Zärtlichkeit ist so tiefgreifend, dass die meisten Menschen sich danach sehnen.

Bleibt in einer Beziehung jegliche körperliche Nähe aus, verlieren die Partner früher oder später ganz den Kontakt zueinander. Man ist dann zwar vielleicht noch ein gutes Team, aber die Bindung als Paar geht verloren.

Das heisst es geht auch darum herauszufinden, welche Art von Intimität und Nähe man miteinander leben möchte.

KEINE LUST MEHR – ODER SELBSTBETRUG?

Immer wieder berichten uns Betroffene, sie hätten Sexualität in ihrer Beziehung gar nicht wirklich vermisst, und erst bei der Begegnung mit einem anderen Partner überhaupt wieder Lust darauf verspürt.

Dieses Phänomen wurde übrigens sogar schon Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Eine an der Universität Göttingen durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass 65 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer die Lust an ihrem eigenen Körper erst durch einen Seitensprung wieder neu entdecken.

Offensichtlich hatten viele Paare die Bedeutung von Sex für sich bewusst oder unbewusst heruntergespielt. Ihre Überzeugung, Sex nicht so wichtig zu nehmen, erwies sich jedoch als Selbstbetrug, sobald sich die Gelegenheit ergeben hatte, mit einem anderen Partner Sex zu haben.

EROTIK BRAUCHT IMMER NEUE IMPULSE

Damit eine Beziehung nicht daran zugrunde geht, dass beide Partner keinen Sex mehr miteinander haben, ist es wichtig, immer wieder neue Impulse zu setzen und sich deutlich zu machen, dass eine erfüllende, erotische Beziehung kein Produkt des Zufalls ist, sondern der aktiven Mitwirkung beider Partner bedarf.

Der beste Weg dahin ist, über Sex zu reden und das immer wieder. Das ist auch ein Ergebnis der bereits erwähnten Studie der Universität Göttingen. Im Artikel: Sexualität: Das Tabuthema in Partnerschaften finden Sie den Link zur Studie.

Auf einigen Ratgeberseiten finden sich zahlreiche Anregungen dafür, und nicht zufällig beschäftigt dieses Thema auch zahlreiche Paartherapeuten immer wieder.

Dabei wird gelegentlich die Meinung geäußert, es gebe bei vielen Menschen eine zunehmende Diskrepanz zwischen dem, was sie sich wünschen, und dem, was sie tatsächlich davon umsetzen.

Dazu trägt auch bei, dass Sex in den Medien häufig in einer Art und Weise thematisiert wird, die bei vielen Menschen einen regelrechten Leistungsdruck erzeugt.

Es entsteht der Eindruck, möglichst häufig und regelmäßig Sex haben zu müssen – und das auch noch mit einer hohen Perfektion. Genau das hat aber mit der Realität in den meisten Beziehungen wenig zu tun.

Nochmals Sex bzw. Sexualität ist viel mehr als der Koitus!

VIEL MEHR! Und genau dies zu entdecken, kann eine Beziehung wunderbar lebendig halten – gerade auch in sexueller Hinsicht.

KEIN SEX IN DER BEZIEHUNG – WENIGER LEISTUNGSDRUCK, MEHR ABWECHSLUNG

Dass die Lust auf Sex nach dem ersten Verliebtsein langsam nachlässt, daran ist auch die Natur nicht ganz unschuldig.

Denn spätestens nach etwa 36 Monaten endet der im Gehirn ausgelöste rauschartige Zustand, der für die berühmten „Schmetterlinge im Bauch“ sorgt und Verliebten immer wieder Lust aufeinander macht.

Dann ist Sex in der Beziehung kein Selbstläufer mehr, und die richtigen Rahmenbedingungen dafür werden immer wichtiger. Ein Grund dafür ist, dass guter, aufregender Sex vor allem mit Lust auf Neues verbunden wird, während allzu viel Harmonie und Gewohnheit den Spannungsbogen rasch abflachen lassen.

Wenn dies bei beiden Partnern in unterschiedlichem Ausmaß oder Tempo geschieht, kommt es schnell zu konfliktträchtigen Diskussionen darüber, wann und wie oft Sex stattfinden sollte. Doch spätestens, wenn Sex zum Verhandlungsgegenstand wird, wird es zu einer echten Herausforderung, die Lust aufeinander nicht ganz zu verlieren.

Experten empfehlen dazu vor allem zweierlei: Zum einen sollten übertriebene Erwartungen und vermeintlicher Leistungsdruck vermieden werden, und zum anderen ist es hilfreich, Alltagsroutinen zu durchbrechen und bewusst für Abwechslung zu sorgen.

Wie das funktionieren kann, können Sie beispielsweise hier nachlesen: Guter Sex ist nicht alltäglich.

Über Sex zu reden, muss aber nicht unbedingt zu anstrengenden Diskussionen führen. Dies beispielsweise im richtigen Moment und mit den richtigen Rahmenbedingungen zu machen, kann sehr erotisch sein. Siehe hier ….

Je länger die Liebe dauert, desto seltener wird der Sex. Ein interessanter Artikel in der Welt:  Sieben Lösungen für ein ewiges Beziehungsproblem

FREIRÄUME UND AUFMERKSAMKEIT FÜREINANDER

Wenn es gelingt, wieder etwas mehr Zeit entspannt miteinander zu verbringen und dafür bewusst Freiräume zu schaffen, dann ist bereits ein wichtiger Schritt getan.

Mitunter genügt es schon, wenn sich Paare zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ganz aufeinander konzentrieren können – ohne Druck und Anspannung, ganz wie in der ersten Zeit des Kennenlernens. Außerdem sollte jeder der beiden Partner auch wieder etwas mehr auf sich selbst achten und sich nicht gehen lassen.

Dem Outfit und der Körperpflege sollte auch nach einer mehrjährigen Beziehung nicht weniger Aufmerksamkeit geschenkt werden als vor den ersten gemeinsamen Dates.

Wir raten ganz konkret: Verabreden Sie sich zum Sex.

– Klingt unromantisch?

Vielleicht schon, aber als Sie sich kennenlernten als Paar haben Sie es nicht anders gemacht. Sie haben genau gewusst: Am Samstag sehe ich meine Liebste bzw. meinen Liebsten und dann werden wir miteinander schlafen.

Sie haben sich für diesen Abend extra zurechtgemacht, für romantische Stimmung gesorgt, sich das ganze im Voraus ausgemalt usw. Warum also nicht genau so wieder machen?

Sex ergibt sich selten einfach so spontan. Sie können noch lange im Trainer gemütlich vor der TV-Serie sitzen und hoffen, dass sich dann schon mal was ergibt.

Die Realität zeigt oft genug, dass es nicht so ist. Zudem: Romantisch ist das ja auch nicht gerade. Romanik entsteht, indem man sie erschafft!

Oft wird einem der Partner so selbstverständlich, dass man einander kaum mehr bewusste Aufmerksamkeit schenkt. Wie oft hören wir in der Paarberatung, dass man nie mehr gehört habe, ob man dem Partner noch gefällt oder was ihm besonders gut gefällt.

Da scheinen Arbeitskollegen oder Fremde einem mehr Komplimente zu machen, als der eigene Partner. Kein Wunder, wenn man solche Komplimente geniesst und mehr davon sucht (notfalls auch bei Fremden)…

Man sollte einander also immer wieder wissen lassen, was einem am anderen Partner gefällt. Kleine Aufmerksamkeiten im Alltag signalisieren, dass man aneinander Interesse hat. Dabei sind kleine Gesten oft wichtiger als große.

Hand aufs Her: Von kleinen Zeichen lebt die Liebe

Hand aufs Herz

Paare die diese Tipps im Alltag umsetzen, haben gute Chancen, dass sie auch auf lange Sicht eine Beziehung führen, in der die Erotik ihren festen Platz hat. „Kein Sex in der Beziehung“ dürfte für diese Paare dann kein Thema mehr sein.

Ihre
Sara und Peter Michalik


Foto: © gpointstudio – Fotolia.com
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